Bildungsreise Türkei – Pamukkale/Kemer –
Samstag, 02.12.2006
Heute wurden wir erst um 06.30 Uhr aus
dem Schlaf gerissen. Also wieder Koffer packen, im Bad fertig machen
und rüber ins Hauptgebäude. Dort dann schonmal auschecken, die offene
Getränkerechnung bezahlen und ab zum Frühstück. Abfahrt war für 07.30
Uhr geplant.
Am
Frühstückstisch fanden sich zu diesem Zeitpunkt allerdings nur Herr Kuna und Herr Hauser ein. Die übrigen Vier schliefen vermutlich noch
oder packten die Koffer. Kurz vor 07.30 Uhr kamen sie dann allerdings
doch noch und einem entspannten gemeinsamen Frühstück stand nichts mehr
im Wege.
Die beiden WG-Blogger machten sich allerdings schon mal auf zum Bus,
der vorm Haupteingang stand. Natürlich mussten wieder alle auf Herrn
Hausers Reisegruppe warten, wodurch sich die Abfahrt um gut 15 Minuten
nach hinten verschob. Katrin und Gesine waren die Nachzügler und
verluden ihre Koffer selbstständig ohne auf den Busfahrer zu warten.
Während
der Fahrt begann Sait natürlich wieder zu reden, doch einige versuchten
zu schlafen, was Sait auch irgendwann einsah und das Gerede einstellte.
Es ging wieder durch das Gebirge, entlang der steilen und kurvenreichen
Küstenstraßen.
Die geruhsam anmutende Busfahrt sollte jedoch
schon bald durch ein außergewöhnliches Ereignis unterbrochen werden.
Gerade hatte der Bus eine Kurve passiert – Oliver war gerade wieder in
einen saitbedingten Minutenschlaf verfallen -, schrie plötzlich jemand
aus den hinteren Reihen lauthals auf. Höchst ungewöhnlich, hatten wir
es doch mit eher schweigsameren Mitreisenden zu tun. Dieser Aufschrei
war allerdings durchaus gerechtfertigt: "Hey, anhalten! Du hast ‘nen
Koffer verloren!"
Oliver und der Rest der Busreisenden war
augenblicklich wach und sämtliche Köpfe drückten sich innerhalb von
Sekunden an die Fensterscheiben, um einen Blick auf den Koffer zu
werfen, der aus einer offenen Gepäckklappe gefallen war. Panik im
gesamten Bus! "Bloß nicht mein Koffer…", dachte sich in diesem Moment
wohl jeder – so auch unsere liebe Katrin: "Jetzt sagt mir nicht, dass
es ein roter Koffer ist…"
Kathi hatte zu diesem
Zeitpunkt schon nähere Informationen und konnte Katrins Befürchtung
leider nur mit einem vorsichtigen Kopfnicken bestätigen…
Tatsächlich
war es Katrins roter Samsonite-Koffer, der sich schon am Flughafen
durch sein auffälliges Design als überaus praktisch erwies, wollte man
ihn zwischen zig anderen Gepäckstücken schnellstmöglich wiederfinden.
Katrins Koffer hat aber auch noch einen weiteren Vorteil, auf den sie
immer wieder gerne hingewiesen hatte: Er ließ sich im aufrechten
Zustand kinderleicht rollen – nun ja, wegen der vier Rollen
halt… Im Gepäckstauraum unseres Busses hingegen machten sich diese
Rollen alles Andere als gut. Stattdessen verschafften sie dem Koffer
ordentlich Schwung, um in besagter Kurve mit voller Wucht von innen
gegen die Gepäckklappe zu donnern… Von dort aus ging es zum Glück
direkt auf den Asphalt und nicht ein paar Meter weiter in Richtung
Abgrund.
Auch der herannahende LKW konnte – vermutlich wegen des auffälligen Rots – noch rechtzeitig ausweichen.
Der Busfahrer mit Katrins rotem Koffer, wenige Sekunden nachdem wir letzteren verloren hatten.
Noch immer waren alle in heller Aufregung – allen voran natürlich (und
verständlicherweise) Katrin, der wir dann nach draußen zum Busfahrer
folgten. Dieser hatte nämlich in Windeseile den roten Koffer
zurückgeholt und wieder verstaut – diesmal selbst. Doch ein paar
prüfende Blicke mussten schon noch sein – auch wenn sich letztlich
herausstellte, dass der Koffer alles gut überstanden hatte.
Der Koffer-Zwischenfall sollte jedoch noch nicht zu Ende sein.
Gesine verfiel in eine lautstarke Diskussion mit Reiseführer Sait,
nachdem dieser sie beschuldigt hatte, die Gepäckklappe nicht richtig
geschlossen zu haben.
Trotzdem ging es weiter in Richtung
Teppichfabrik – natürlich mit lauter Vorurteilen. Im Ernst, der Besuch
der Teppichfabrik war so ziemlich das Einzige, vor dem es uns schon vor
Beginn unserer Reise gegraut hatte. Zu eindeutig waren nämlich diverse
Berichte früherer Reisender, die (unfreiwillig) einer
Teppichverkaufspräsentation beiwohnen durften. Aber es kam, wie es
kommen musste: Wir hatten mal wieder Glück! "Unsere"
Teppichfabrik war nämlich wider Erwarten spitze. Zuerst wurden wir von
zwei netten Damen (die aus Deutschland kamen) durch die Fabrik geführt,
wo Frauen Teppiche in mühsamer Handarbeit mit viel Fingerfertigkeit
knüpften.
Sämtliche Produktionsvorgänge wurden uns in der Führung gezeigt, was
keinesfalls uninteressant war. Erwähnenswert ist der nette Herr im
folgenden Bild. Der verstand zwar kein Wort Deutsch, konnte sich aber
trotzdem problemlos mit uns verständigen. Das heißt, er hatte einen
Text auswendig gelernt, den er hinunterratterte, während er in den
verschiedenen Farbtöpfen herumrührte. Nur unterbrechen und Fragen
stellen durften wir nicht, das hatte man uns zuvor gesagt. Anderenfalls
müsste der Farbexperte mit seinem Textaufsagen noch einmal von vorne
beginnen.
Die Teppichfabrik hatte allerdings auch ihre Schattenseiten. Stolz
zeigte man uns, wie echte Seide gewonnen wird. Auf unsere kritisch
angelegte Diskussion, dass dabei Seidenraupenkokons in kochendes Wasser
geworfen werden, ging man leider nicht ein; stattdessen machte man sich
auf zur nächsten Station: Die Verkaufsräume.
Dort nahmen alle
Platz und man konnte sich Cay oder Mokka en masse bestellen. Wer wenig
Lust auf die sich nun abzeichnende "richtige" Verkaufsaktion hatte,
bestellte sich massenhaft Raki. Letzterer war aber gar nicht nötig, wie
sich schnell herausstellen sollte. Immerhin kostenlos waren die
Getränke, die Teppiche dagegen nicht. Über Teppichpreise könnte man
jetzt streiten, aber der Chefverkäufer machte deutlich, dass er nicht
anfangen werde, jeden einzelnen zu bequatschen, einen der tollen
Teppiche zu kaufen. Er erklärte zwar – und das sehr kompetent – woran
man die Qualität eines echten Teppichs festmachen kann, aber
aufdringlich ging es tatsächlich nicht zu. Kein befürchtetes
penetrantes Verkaufsgelabere also.
Später fragte Oliver nach einem Teppich mit Backgammon-Muster und lernte
dabei natürlich gleich einen Profi-Backgammonspieler kennen. Mit dem
gefragten Teppich konnte zwar auch nach 30-minütiger Suche nicht
gedient werden, dafür unterhielt man sich nett in einem Nebenraum über
das in der Türkei sehr populäre Brettspiel.Bald darauf ging es auch schon zurück in den Bus in Richtung Kemer.
Unterwegs wurden wir natürlich angehalten, weil der Bus zu schnell
unterwegs war. Leider hatte der Busfahrer seine Papiere vergessen und
so standen wir also Minute um Minute am Straßenrand. Mittlerweile
machte sich auch Sait schon Sorgen, ob der Fahrer nochmal wiederkommen
würde, allerdings konnten wir ihn beruhigen, denn zu Not hätte Herr
Hauser weiterfahren können. Nach etwa 35 Minuten kam der Fahrer
schließlich doch zurück und die Fahrt konnte weitergehen.
Hm
– man hätte es ja fast erahnen können: Nach zehn Minuten fuhren wir
direkt in die nächste Verkehrskontrolle – zum Glück wurde aber nur
überprüft, ob die Kfz-Steuern bezahlt worden waren.
Nach einigen Pausen und Stunden kamen wir endlich in unserem letzten Hotel an, dem pompösen Aydinbey Famous Resort (Link zum Hotel: hier klicken).
Auch hier checkte Herr Hauser wie gewohnt seine Reisegruppe ein und es
ging auf in die Zimmer. Leider waren wir auch diesmal in zwei
getrennten aber nebeneinanderliegenden Gebäuden untergebracht. Die
Zimmer waren modern und schön ausgestattet. Jetzt hieß es allerdings
erstmal ausspannen bis zum Abendessen.
18.00 Uhr. Wir trafen uns alle zum Abendessen im Restaurant und suchten
uns einen schönen Tisch für sechs Personen in der Nähe des Buffet aus.
Auch hier waren Kellner stets zu Diensten, um einem Getränke zu
servieren oder Besteck nachzulegen. Das Essen war sehr lecker, jedoch
etwas zu europäisch. Zum Schluss gönnten wir uns noch einen leckeren
Nescafé. Ein türkischer Mokka wäre uns natürlich lieber gewesen, aber
was will man machen? Nebenbei planten wir mit Sylvia schon mal ein
wenig die Fahrt zum größten Basar in der Region für den kommenden
Montag.
Ein paar von uns wollten noch ins Schwimmbad, dieses hatte allerdings
leider schon geschlossen. Später trafen wir uns mit Sylvia & Co.
bei toller Livemusik von Peter. Keine Ahnung wer das war, aber der
Großteil der Anwesenden fand den komischerweise unglaublich toll.